Predigt zu Röm 5,1-6 und zum Thema Zuversicht am 08.03.2020

Predigt zu Röm 5,1-5 am 8.3.2020 in der Schlosskirche in Meerholz

Die Predigt zum HÖREN als MP3 gibt es, wenn Sie hier Klicken!

Liebe Gemeinde!

Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber manchmal ist es in diesen Tagen echt schwer, es nicht mit der Angst zu bekommen: Der neuartige Corona Virus verbreitet Schrecken und Unsicherheit bei einigen Menschen, aber auch in der Wirtschaft, ob er jetzt wirklich so gefährlich ist, wie er durch die omnipräsente Berichterstattung erscheint, kann kaum jemand sagen. Die Gewalt mit der zur Zeit an so vielen Stellen politische Ziele verfolgt werden ist furchtbar und mit dem Anschlag von Hanau sehr nah gerückt, aber auch die Bilder von der Grenze in Griechenland sind bedrückend. Ganz zu schweigen vom Klimawandel, der uns als Menschheit vor riesige Herausforderungen stellt oder die vielen nationalistischen Machthaber, die demokratische Strukturen zerstören und Menschenrechte mit Füßen treten.

Und dazu kommt noch, dass viele selber krank sind oder trauern oder vor einer schwierigen Lebensentscheidung stehen oder nicht mehr sehen können, wie es weitergeht. Wieder andere gehen hart mit sich ins Gericht, kommen ihren eigenen Ansprüchen und Zielen nicht hinterher, sind erschöpft von dem, was sie selbst von sich und andere von ihnen einfordern. Manchmal scheint die Angst und die Not riesengroß und die Zuversicht ist in weite Ferne gerückt. Manche denken vielleicht, das geht jetzt immer so weiter, das hört nie auf. Das Leben, die Lebendigkeit und die Leichtigkeit haben sich eingesponnen.

Wenn es Ihnen auch so geht oder Sie das oder solche Zeiten kennen, sind Sie heute genau richtig im Gottesdienst. Wenn Sie das nicht kennen, sagen sie mir bitte nach dem Gottesdienst bescheid und verraten mir Ihren Trick oder noch besser, wir machen mit Ihnen ein SeelsorgeTeam in unserer Gemeinde auf.

Thema: Zuversicht. Da fragt man sich wirklich manchmal wo die eigentlich ist, wenn man sie braucht. Dabei gibt es ein paar Tricks, wie wir uns und unsere manchmal verzagten Herzen wieder mit Zuversicht und Frieden und Gelassenheit auffüllen können.

Der erste Trick oder wie die Konfis vielleicht sagen würden „Lifehack“ steckt schon im Namen des Sonntags. Reminiscere, das heißt GEDENKE und stammt aus dem Psalm, den wir vorhin gelesen haben. Im Psalm wird Gott aufgefordert an sein liebendes Herz zu denken. Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. Und dann kommt der nächste Vers, der im Gesangbuch gar nicht abgedruckt ist… Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, HERR, um deiner Güte willen! Beim Gedenken kommt es darauf an, wo man hinschaut. Gott soll nicht an das ganze Übel denken, sondern den Bittenden, die Welt, alles durch die Brille der Barmherzigkeit sehen.

Wenn Gott lieber an seine weiche, liebevolle Seite und Sicht denken soll und das auch tut, seine Brille der Barmherzigkeit aufsetzen, weil das von Anfang an sein Wesen ist, so zu denken, dann können wir das vielleicht auch, wenn wir hart ins Gericht gehen mit anderen oder mit uns selbst. Einfach mal sagen: Stop mit den Selbstverurteilungen, Erinnere dich daran, dass Du Dich selbst liebevoll und mit Respekt und wohlwollend betrachten kannst. Diese Erinnerung an eine solche Sichtweise, dieses Gedenke ist einer der Schritte zur Zuversicht in aller Angst und all dem was uns das Leben schwer machen will. Gedenke der Barmherzigkeit Gottes, seiner Liebe, dass er die Kraft des Lebens ist.

Paulus hat da so seine ganz eigene Art sich an die Zuversicht und die Hoffnung zu erinnern, die er im Glauben findet. Er fühlt sich mit Gott verbunden. Oft sagt er dazu: Er ist gerecht geworden. Wir könnten heute sagen: Er ist mit Gott im Reinen. Die beiden sind so [Finger überkreuz]. Er fühlt sich bei Gott quicklebendig wie ein Fisch im Wasser. Besser gesagt: Quicklebendig wie ein Fisch im Wasser sind wir alle nach Paulus mittendrin in der Gnade Gottes, umgeben von der Gnade, auch wenn wir sie nicht immer wahrnehmen. Gnade, wieder so ein Paulus-Wort. Wir könnten vielleicht sagen: Mittendrin im Energiefeld der Liebe Gottes, in einem Raum des grenzenlosen Wohlwollens. Wir baden praktisch im Wohlwollen Gottes, wie ein Fisch im Wasser. Allerdings redet Paulus nicht vom Schwimmen, aber er sagt: wir stehen im Wohlwollen Gottes, haben unseren festen Stand und Halt darin. Auf diese Verbindung, auf diese Lebenskraft ist Paulus stolz und dankbar, weil er sich sicher ist, dass Gott ihn und alle Menschen, die an Gott glauben mit Herrlichkeit und Liebe erfüllen wird. Krankheiten, Nöte, Ängste und Sorgen ordnet Paulus dann ein als Gelegenheiten. Er spricht dabei wieder in alten Worten von Bedrängnis. Bedrängnis bringt Geduld und Geduld Hoffnung und Hoffnung verbindet uns mit der Zuversicht, dass Gott das Leben trotz aller widrigen Umstände in seinen Händen hält. Und dann sagt Paulus, dass wir eigentlich gar nicht anders können, weil der heilige Geist dafür schon längst gesorgt hat, dass die Liebe Gottes in unsere Herzen geflossen ist. Und auch das vergessen wir in turbulenten Zeiten gerne mal. Wieder ein guter Grund, sich zu erinnern.

Doch hören Sie den Predigttext aus Röm 5,1-6, Paulus selbst wie Luther ihn übersetzt hat:

Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird. Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

Zuversicht im paulinischen Sinne zurückgewinnen heißt also: Sich daran zu erinnern, was wir schon sind. Nämlich im Reinen mit Gott. Wir brauchen nicht mehr ins Gericht mit uns selbst gehen und auch keine Angst vor dem Gericht Gottes haben oder vor irgendwas haben, denn Jesus hat die Tür zum Raum des grenzenlosen Wohlwollens Gottes schon aufgemacht. Wir können uns daran erinnern, dass Gott wohlwollend und voller Liebe an und über uns denkt, auch wenn wir selbst manchmal oder oft gnadenlos mit uns selbst aber auch mit anderen umgehen. Daran will uns dieser Predigttext heute erinnern.

Und dann kann die Zuversicht auch von einem Gedanken gestärkt werden, der erstmal im Predigttext klargestellt werden muss. Man könnte denken, Gott schickt die Bedrängnis, um die Menschen dann dadurch zur Hoffnung zu führen. Aber das sehe ich ganz anders. Die Angstsituationen, Krankheiten, Verletzungen, schwierig Lebensphasen in denen wir leben, sind nicht von ihm geschickt. Gott leidet an dieser Stelle mit uns, stellt sich voller Mitgefühl an unsere Seite. Wir können uns gerade in der Passionszeit daran erinnern, dass sie von ihm mit durchlitten werden. Eine Krankheit ist nicht das Gericht, unsere Selbstverurteilungen sind nicht das Gericht, der Klimawandel ist nicht das Gericht. Diese Dinge und Schrecklichkeiten gibt es einfach und wir müssen einen Weg finden damit umzugehen. Gott sagt, ich gehe an deiner Seite.

Und dann kann eine unheilvolle Lebenssituation am Ende das Vertrauen stärken, dass Gott die Kraft ist, die mich immer wieder aufstehen lässt, dass ich nicht im Unheil, im Leid, in der Patsche stehen bleiben werde, dass auch diese Zeiten vergehen werden. Und da haben wir wieder die Erinnerung.

Erinnerung an frühere Bewahrung, stärkt den Glauben an eine heilvolle Zukunft. Erinnerung an schlimme Ausgänge stärkt den Lebenszweifel. Die These ist: Ich kann mir aussuchen, woran ich mich erinnere, was ich denken will. Erinnere ich mich in Zeiten der Krankheit, an die (vielen Male), die ich wieder gesund geworden bin, werde ich zuversichtlich in der nächsten Krankheitszeit sein. Schaue ich aber auf die vielen schlimmen Ausgänge bei anderen oder auch im eigenen Leben mit anderen Krankheiten, wird mich das eher davon überzeugen, dass es keinen guten Ausgang nehmen wird. Und so ist das mit vielen Dingen. Die Erinnerung an Gelungenes, an Bewahrung, an Wiederaufstehen setzt mir eine Brille auf, mit der ich zuversichtlich in die Zukunft blicke. Und übrigens auch wer es schafft, positive Bilder von seiner Zukunft zu entwickeln, schließt sich direkt an den Strom der Zuversicht an und verbindet sich mit der Lebenskraft Gottes. Man hat Herzpatienten vor einer großen OP zwei verschiedene Behandlungen vorab gegeben. Einmal eine normale Aufklärung über die Risiken. Und einmal hat man mit den Menschen Bilder entwickelt, wie ihr Leben nach der OP aussehen würde. Die letzteren waren schneller wieder fit. Zuversicht macht gesund.

Mit Paulus kann ich also auch Bedrängnisse für mich und meine Gesundheit, seelische wie körperlich nutzen. Vielleicht kann ich etwas geduldiger sein mit der jetzigen schwierigen Situation. Die Hoffnung, die Zuversicht, dass mich die Kraft des Lebens niemals verlassen wird, wird mich aushalten lassen, was auszuhalten ist und mir den Blick öffnen und weiten für den weiten Raum des Wohlwollens, in den Gott mich stellt.

Auf den hohen Anspruch, den viele Menschen an sich haben, bezogen kann das helfen weniger streng mit sich zu sein. Von meiner Perfektion hängt nicht mehr ab, ob Gott, ob das Leben mich grundsätzlich wohlwollend betrachtet. Warum mache ich mir also den Stress oder verurteile mich, wenn mal was nicht klappt?

Auf die Angst vor Krankheit oder Klimawandel oder Gewalt bezogen kann das bedeuten, dass ich einen Blick darüber hinaus gewinne, dass ich weiß, dass ich in dieser Situation nicht stehen bleiben werde, und dass ich die Kraft für den Umgang mit all dem aus einem unerschöpflichen Reservoire der Liebe Gottes bekomme, die der Heilige Geist schon längst in mein Herz geschüttet hat. Mit dieser Liebe fange ich dann an mich selbst zu betrachten aber auch andere. Ich empfange die Kraft, mich gegen Gewalt und alles, was das Leben einengen und kaputt machen will zu stellen. Ich kann anfangen, schwere Situationen und Krankheiten als Gelegenheiten zum Üben empfinden, wie Paulus es beschreibt. Ich kann mich daran erinnern, dass ich durch Jesus mit Gott, mit dem Leben, längst im Reinen bin und einen festen Halt habe im grenzenlosen Raum des Wohlwollens.

Das uns das mit Hilfe der Liebe Gottes, die schon längst in unsere Herzen geflossen ist, gelingt wünsche ich uns allen.

Amen Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Predigten aus der Schlosskirche

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