Predigt zu 1.Kor 1,4-9 am 3.2.2019

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Predigt zu 1. Kor 1,4-9

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Liebe Gemeinde!

Ich bin genervt, wenn ich so ein Verhalten sehe, wie bei den beiden Brüdern aus der Geschichte, die Jesus da in der Schriftlesung erzählt hat. Ja sagen und dann nix tun – furchtbar. Dann doch lieber ehrlich gesagt: Nein, kann ich nicht, besser noch will ich nicht. Da kann ich zumindest mehr mit anfangen und weiß wo dran ich bin.

Insofern war auch der andere, der erst nein sagt und dann doch ja tut nicht wirklich verlässlich, aber immerhin hat er sich am Ende doch bewegen lassen zum Mitmachen. Ich hoffe nur, aus einem inneren eigenen Antrieb heraus. Sonst ist ja wieder unklar, woran man bei solchen Leuten ist.

Lieber erinnere ich mich da an Aussagen von Jesus, bei denen er ein klares Ja oder ein klares Nein einfordert. Und trotzdem: Der eine Bruder bekommt Jesu Lob, eben weil er sich doch noch bewegen lässt, weil er nicht bei seinem einmal eingeschlagenen, vielleicht für ihn dann doch falschen Weg bleibt, komme was da wolle. Ein denglischer Kartenspruch, also ein englischer Spruch, der aber glaube ich nur in Deutschland funktioniert, der helfen kann seine Scheuklappen auf manch einem Holzweg abzulegen heißt: When nothing goes RIGHT, go LEFT. Wenn es nicht richtig läuft geh einfach anders rum. Wenn es rechts herum nicht geht, geh links herum. Meinem Dickkopf in mir tut das manchmal gut, nicht zu beharren. Leider gelingt es mir manchmal aber auch nicht, die Alternative zu sehen, die es immer gibt. Und dann renne ich weiter in die falsche Richtung oder direkt dazwischen vor das Hindernis, oder wie man so schön sagt: Mit dem Kopf durch die Wand.

Insofern kann ich heute aus dem Evangelium von Jesus lernen, nicht bei meinem Genervtsein stehen zu bleiben, wenn jemand seine Meinung ändert und auf das mögliche Ergebnis zu sehen, auf die Umkehr zum Guten.

Umkehr zu Guten, die Hinwendung zur Kraft Gottes, zur personifizierten Liebe, der Kraft allen Lebens, dazu will auch Paulus immer wieder in seinen Briefen motivieren. Heute wurde ein Text von ihm ausgesucht, der am Anfang des ersten Korintherbriefes, die Christen in Korinth über den grünen Klee lobt.

Ich lese uns 1. Kor 1,4-9

Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch gegeben ist in Christus Jesus, dass ihr durch ihn in allen Stücken reich gemacht seid, in allem Wort und in aller Erkenntnis. Denn die Predigt von Christus ist unter euch kräftig geworden, sodass ihr keinen Mangel habt an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus. Der wird euch auch fest machen bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus. Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn.

Naja, eigentlich lobt er sie nicht, aber er drückt seine überschwängliche Dankbarkeit Gott gegenüber aus, dass die Menschen in Korinth so von Gottes Kraft erfüllt sind.

Wenn man jetzt allerdings weiß, wie der Brief weitergeht, nämlich mit der handfesten Auseinandersetzung mit religiösen Gegnern und Spaltungen innerhalb der Gemeinde, zwischen verschiedenen Ansichten und Glaubensströmungen, zwischen Arm und Reich, dann verwundert es schon, dass Paulus hier so unglaublich positiv ist. Da kann man schon im Sinne der Geschichte aus dem Evangelium ins Grübeln kommen und sich fragen, ob Paulus hier nicht unglaubwürdig ist, ob er wirklich meint, was er da sagt. Aber vielleicht ist er auch einfach nur ein guter Coach und Motivationstrainer, der seine Leute zum Guten, zum Miteinander bewegen will aus der Kraft des Glaubens heraus. Hören wir doch den Text nochmal in der Übersetzung der Basisbibel: (den Predigttext zweimal vorzulesen, war eine Idee aus dem Kirchenvorstand, als wir am vorletzten Wochenende bei einer Rüstzeit über die Zukunft unserer Gemeinde nachgedacht haben):

Ich danke meinem Gott immer wieder für die Gnade, die er euch durch Christus Jesus geschenkt hat. Durch ihn hat Gott euch an allem reich gemacht: Reich an der Fähigkeit zu reden und reich an Erkenntnis. In gleicher Weise hat Gott der Botschaft von Christus bei euch einen festen Grund bereitet.

Deshalb fehlt euch keine der Gaben, die er in seiner Gnade schenkt. So vorbereitet, erwartet ihr das Erscheinen unseres Herrn Jesus Christus. Gott wird euch helfen, bis zum Schluss fest auf diesem Grund zu stehen. So kann an dem Tag, wenn unser Herr Jesus Christus kommt, keine Anklage gegen euch erhoben werden. Gott ist treu. Er selbst hat euch berufen zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn.

Liebe Gemeinde, Paulus bereitet hier auf eine ganz charmante Art und Weise die Christen in Korinth auf die geballte Ladung Kritik und Zurechtweisung vor, die er in diesem Brief auch noch im Gepäck hat. Im Grunde genommen sagt er: Egal was jetzt noch kommt, macht Euch doch bitte klar, dass ihr von Gott berührt und begleitet seid und Euer Glaube an die Kraft des Lebens auf einen festen Fundament steht, auch dann noch, wenn Dinge Euch den Glauben rauben wollen, wie zum Beispiel Streit, Missgunst, unterschiedliche Meinungen, Zweifel, Selbstzweifel und Zweifel am anderen und vielleicht könnten wir heute noch: Krankheit, Leid, Tod und Not dazutun. Es gib so viele Dinge, die Menschen vom Glauben, vom Vertrauen auf das Leben abbringen können und da tut es gut, wenn in überschwänglichen Worten darauf hingewiesen wird, dass all das noch da ist, auch und gerade dann wenn es hart auf hart kommt. Das ist dann wie ein Hinweis darauf, dass ich auch links gehen kann, obwohl ich jahrelang nur rechts gegangen bin. Und diesen Hinweis braucht man manchmal, um wieder auf die Spur seines eigenen Lebens zu kommen, auf die Spur des Herzens und ich glaube ja darin auch auf die Spur Gottes. Paulus sagt es ja ganz klar, dass Gott seine Leute zur Gemeinschaft mit Jesus Christus berufen hat, ein für allemal. Aus dieser Gemeinschaft mit der Kraft des Lebens und der Liebe kann niemand mehr herausfallen und diese Gemeinschaft kann man spüren in der Mitte seines eigenen Herzens und dann gegenebenfalls auch seinen Weg korrigieren und umkehren. (oder es eben auch lassen, wie der eine Bruder im Gleichnis).

Jedenfalls passt zusammen, was in Predigttext, Gleichnis und Wochenspruch gesagt ist: Gott wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Er wird Menschen immer wieder zurück zu ihrem ureigenen Lebensweg führen, Menschen den Sinn zurückgeben und zeigen wofür es sich zu leben lohnt. Er wird aus der Mitte unseres Herzens heraus dafür sorgen, dass wir ihm, dem Leben und uns selbst entsprechend leben und er wird uns und jedem Menschen zeigen, was das bedeutet. Wer Gott als festen Grund – wie im Predigttext postuliert – wahr und ernst nimmt und dahin immer wieder zurückkehrt, wird aus diesem Halt heraus seine ganz eigene Bestimmung, sein Trachten des Herzens, sein Herzensanliegen finden und danach leben.

So werden immer noch Dinge im Leben passieren, die davon anscheinend wegführen. Es wird immer noch unsagbares Leid geben, Ungerechtigkeiten, Krankheiten, Verletzungen und unterschiedliche Meinungen. Eine Gemeinschaft, wie die der Christen in Korinth wird immer angefragt bleiben und sich je neu austarieren müssen. Aber all das geschieht nicht mehr ohne das Bewusstsein darum, auf einem festen Grund zu stehen. Keine hochfliegenden Gedanken oder keine noch zu heftige Erschütterung kann diesen Grund gefährden, sagt Paulus.

Ich weiß schon, liebe Gemeinde, das ist leichter gesagt als getan und doch möchte ich Sie heute auch dazu ermutigen, wenn die nächste Welle kommt, wenn der Grund ihres Lebens zu schwanken beginnt, wenn ein Hinderniss im Weg steht, wenn Sie vor Angst oder Wut nicht mehr weiterwissen, sich dann den Grund des Lebens in Gott bewusst machen. Gott wird euch helfen, bis zum Schluss fest auf diesem Grund zu stehen. sagt Paulus. Und wer so stehend diesen Grund spürt, vielleicht dabei noch dankbar auf seinen Atem achtet, der ihm von Anfang an geschenkt ist, der wird neue Wege finden und sich im uralten Glauben verankern und auch nach einer Zeit des Zweifels an sich, an der Welt, an Gott, wieder zurückfinden zur Kraft des Lebens und in sein Leben hinein.

Ein wunderbares Zeichen dafür, dass wir mit Jesus Christus gemeinschaftlich und komme was da wolle und über alle Hindernisse hinweg verbunden sind ist das Abendmahl, das wir gleich zusammen feiern werden.

Dass Sie und wir alle Gott immer wieder als festen Grund unseres Lebens wahrnehmen und zu ihm zurückkehren und dann ja sagen können zu unserem Weg, das wünsche ich uns. Gott wird ans Licht bringen, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

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