Die Schlosskirche in Meerholz

Hier in der Schlosskirche trifft sich die Gemeinde zum Gottesdienst, feiern Taufe und Hochzeit und lassen sich nach Wunsch auch hier durch Gottes Wort trösten bei Trauerfeiern.

Im Jahr 2010 konnte die Gemeinde auf eine umfassende Sanierung der Schlosskirche zurückblicken, die auch durch das große Engagement des Fördervereins Schlosskirche Meerholz-Hailer e.V. und vieler Spenderinnen und Spender in einem Zeitraum von 10 Jahren verwirklicht werden konnte. In diesem Zusammenhang entstand auch eine kleine Informationsbroschüre, der die nun folgenden Informationen entnommen sind.

Die Schlosskirche zu Meerholz, heute evangelische Pfarrkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Meerholz-Hailer, geht hervor aus der Klosterkirche des Prämonstratenser-Chorfrauenstifts, das zwischen 1158 und 1173 gegründet wurde und bis zum Jahr 1554 bestand. In diesem Jahr ging das Kloster an die Grafen von Isenburg über, welche die Säkularisation durchführten und die Baulichkeiten ab 1566 in ein bescheidenes Renaissanceschloss umwandelten.

Die alte einschiffige Klosterkirche, an der Südseite des Gebäudegevierts gelegen, wurde nun in ihren Ostteilen in eine Schlosskapelle umgebaut und später auch als herrschaftliche Grablege benutzt. Es gilt als sicher, dass für den Schlossbau in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die vorhandenen Mauern des Klosters genutzt wurden, da der Grundriss des östlich gelegenen Schlosskerns samt Kirche dem einer mittelalterlichen Klausur entspricht. Der Schlossbau entstand trotz des Protestes der Stadt Gelnhausen, da das ihr von Kaiser Ludwig 1333 gegebene Privileg, welches 1429 von Kaiser Sigismund erneuert wurde, besagte, dass im Umkreis von einer Stunde Fußweg kein burglicher Bau noch Schloss mit Mauern, Zinnen und Graben angelegt werden durfte, nicht eingehalten wurde. Kirche und Turm sind somit ein Baudenkmal der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Die ältesten Teile der Innenausstattung stammen allerdings erst aus der Zeit um 1684; hervorzuheben aus dieser Epoche sind die dreiseitig umlaufenden zweigeschossigen Emporen mit Herrschaftsloge. Die übrige Ausstattung ist späteren Datums und rührt im Wesentlichen von einer Umgestaltung des Altarbereichs im Jahr 1906 her; so die neubarocke Kanzelwand mit zwei Figuren, die die beiden Reformatoren Luther (links) und Calvin (rechts) darstellen, die Farbscheiben der östlichen Fenster und die Wappenscheiben am „Gräflichen Stuhl“ ebenso wie Altar, Presbyterbank und Treppenlauf zur Herrschaftsloge. Die alte Barockkanzel wurde damals entfernt und in die neu erbaute Kirche von Haitz übertragen.

Die in die Kanzelwand hinter dem Altar eingearbeiteten Schnitzereien, welche Taufe Christi, Letztes Abendmahl und das Pfingstwunder darstellen, stammen von dem Meerholzer Bildhauer Fritz Maldfeld. Das Altarkreuz wurde von dem Meerholzer Bildhauer M. Faust geschaffen und befindet sich seit 1951 in der Schlosskirche. Der neueren Zeit gehören die Orgel (1963), der Taufstein (1967), die neugebaute Sakristei (1975) sowie die Eingangstür mit Vordach (1984) an.

Beachtenswert am Turm und im Inneren der Kirche sind die teilweise wappengeschmückten Grabsteine von Angehörigen des ysenburgischen Geschlechts, die in der Schlosskirche bestattet wurden; es sind vornehmlich Arbeiten aus dem 18. Jahrhundert. Ein älterer, verwitterter Grabstein befindet sich an der Ostseite des Turms und zeigt eine Frauengestalt, er stammt vermutlich aus der Zeit um 1600. Wenige Schritte östlich davon findet man den in Sandstein gemeißelten Wahlspruch des Grafen Wolfgang Ernst 1. „Recte vivere et bene mori disce“ (Lerne richtig leben und wohl zu sterben); die Form dieses Steines deutet auf eine frühere Verwendung als Tür- oder Fenstersturz des Schlosses vor dem letzten Umbau um 1900. Der älteste Grabstein im Inneren der Kirche gehört zum Grab der Gräfin Maria Charlotta, geb. Gräfin von Erbach, und steht hinter der Presbyterbank. Sie war die Mutter des ersten Grafen der Meerholzer Speziallinie, Georg Albrecht, und verstarb am 8. Juni 1693.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten die Bestattungen von Angehörigen der gräflichen Familie auf dem östlichen Teil des Meerholzer Gemeindefriedhofs. Die Meerholzer Linie erlosch am 28. April 1929 mit dem Tode des Grafen Gustav, in dessen Lebenszeit die erwähnte Umgestaltung von Schloss und Schlosskirche fällt. Ein Anlass dazu war die Hochzeit der jüngsten Schwester des Grafen Gustav, Gräfin Ortrud, mit dem Prinzen Albert von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg am 14. Oktober 1906 in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II.

Nach dem Tod des Grafen Gustav gingen Schloss und Schlosskirche in den Besitz des Fürsten zu Ysenburg und Büdingen in Wächtersbach über, der auch den im Jahre 1941 ausgestorbenen Büdinger Ast beerbte. Damit war seit der Teilung im Jahre 1687 der Besitz der Büdinger Hauptlinie wieder in einer Hand vereinigt. Nach dem Tod der Gräfin Thekla am 27. April 1939 und nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs diente das Schloss als Mittelschule für Frankfurter Kinder, im Jahr 1942 verkaufte der Fürst zu Ysenburg und Büdingen das Schloss an die Stadt Frankfurt; nach dem Krieg wurde darin das bestehende Alten- und Pflegeheim eingerichtet.

Die Kirche verblieb weiterhin im Besitz des Fürsten bis zum Jahr 1982, in welchem er der Kirchengemeinde die Schlosskirche als Geschenk übereignete.

 

Predigten aus der Schlosskirche

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